Chronik

Die Schützengesellschaft Hubertus Ludenhausen feierte im Jahr 2015 ihr 125-jähriges Bestehen. Schriftliche Unterlagen über die Vereinsgeschichte liegen erst ab 1950er Jahren vor. Aber auch diese Aufzeichnungen in den Kassen- und Schießbüchern sind über lange Zeit recht spärlich gehalten. So zeugen von der ersten Hälfte der Chronik nur einige Requisiten. Es konnten jedoch manche Geschehnisse und Anekdoten durch mündliche Überlieferung festgehalten werden. Das Ludenhausener Gasthaus „Zur alten Post“, später Happerger, wüsste bestimmt am besten zu erzählen, denn hier hatte die Schützengesellschaft seit jeher bis zum Jahre 1998 ihr Domizil. So nutzten die Schützen auch schon fast alle Räume zu Schießzwecken. Wurde früher von der Gaststube in das Nebenzimmer, später beim Saaleingang oder auch im Saal geschossen, so befanden sich zuletzt im Speicher die sechs Schießstände des Vereins.  Anlässlich des großen Preisschießens während der Fahnenweihe 1960 waren die Stände gar im leeren Stall aufgebaut. Wie Recherchen ergaben, dürften an der Vereinsgründung anno 1890 der damalige Schullehrer zu Ludenhausen, Georg Schnepfer und Josef Schamper, Großvater des 1987 verstorbenen Vereinsmitglieds Thomas Schamper, mitgewirkt haben. Im Besitz der Familie Dirr befindet sich noch ein Beweisstück aus den Anfangsjahren. Ein Glaskrug mit Zinndeckel, auf dem die Jahreszahl 1898 und der Schriftzug Schützengesellschaft Ludenhausen eingraviert sind, wurde vom Großvater Georg Ringmayr hinterlassen. Aus dem Jahre 1905 wird von einem großen Waldfest, verbunden mit einem Schießen berichtet. Dass die Hubertus-Schützen schon zu Anfang dieses Jahrhunderts einen gut organisierten Verein hatten, beweist ein von Benedikt Happach sen. zur Verfügung gestelltes Relikt. Die Statuten der Schützengesellschaft Hubertus in Ludenhausen, abgefasst im Januar 1912, geben von §1 bis §20b eindrucksvoll Aufschluss über die schon damals strengen Gepflogenheiten. Interessant und sicher für so manchen gestressten Schützenmeister ein gutes Hilfsmittel, wären die Strafbedingungen. Jeder an den Schießabenden anwesende Schütze, der sich beim Kreisschiessen nicht beteiligt, zahlt 20 Pfennig in die Vereinskasse. Jedes Mitglied ist verpflichtet, sich an sämtlichen Vereinsabenden der Schussperiode zu beteiligen. Ein dreimaliges Fernbleiben von Schießabenden zwischen Erst- und Letztschiessen ist gestattet. Jedes weitere Fernbleiben vom Schießen wird, gleichviel ob dasselbe ein entschuldbares oder unentschuldbares ist, mit einer Strafe von je 10 Pfennig pro Schießabend belegt. Aus den dreißiger Jahren gibt es folgendes zu berichten: Weil der Schullehrer damals am Donnerstag frei hatte, wurde an diesem Tag geschossen. Und wie da geschossen wurde! Als Zieler fungierte Anton Schleich. Wie er sich in einer wohlverdienten Pause eine Zigarette schmecken ließ, schoss ihm diese der Stangl aus Gimmenhausen mitten entzwei. Schlimmer erging es Josef Sepp, der zu dieser Zeit Schützenmeister war. Bei einer Unvorsichtigkeit wurde er angeschossen. Frau Josefine Schmid konnte sich jedenfalls noch gut erinnern, wie ihr Vater blutüberströmt nach Hause gebracht wurde. Josef Sepp war langjähriger Schützenmeister und nach dem zweiten Weltkrieg gemeinsam mit seinem Nachfolger Andreas Buttner am Wiederaufbau des Vereins maßgeblich beteiligt. Bis zu seinem 80. Lebensjahr war er noch als Kassier tätig. Erst der Einwand seiner Gattin, er solle endlich mal Jüngere weiter machen lassen, beendete seine langjährige Funktionärs-Tätigkeit.

Nach den vorliegenden Unterlagen wurde der Schießbetrieb ab 1950 wieder aufgenommen und die erste Meldung an den Gau Landsberg im Jahre 1956 umfasste 28 Schützen. Im Jahre 1958 wurde auf Initiative von Schützenmeister Günther Erbe eine Königskette angeschafft, die sich mittlerweile zu einem wertvollen Prunkstück entwickelt hat. Einen Höhepunkt im Vereinsgeschehen bildete im Jahre 1960 die Fahnenweihe. 1817 verkaufte Festzeichen und 326 Teilnehmer am Preisschießen verdeutlichen das große Interesse an diesem Fest. Am Pfingstsonntag, den 6. Juni 1960, wurde die Schützenfahne feierlich geweiht. Die Patenschaft übernahm der Nachbarverein Diana Issing. Ursprünglich war der Termin für das Fest eine Woche früher angesetzt, aber der Bezirkstierarzt ließ ihn wegen aufgetretener Maul- und Klauenseuche verschieben. Nach dem gelungenen Fest war die Begeisterung groß, denn 68 Mitgliedermeldungen an den Gau konnten sich sehen lassen. Aber schon wenige Jahre später war eine Krise zu verzeichnen, wobei für 1964 im Schießbuch keine Eintragungen verzeichnet sind. Dem vorübergehenden Tief folgte eine Beruhigung, nachdem nun verstärkt junge Schützen dem Verein beitraten. Geführt wurde dieser ab 1965 von Burkhard Stämmele.  1972 wurde Leonhard Weinberger dessen Nachfolger. Unter seiner Regie wurde 1974/75 im Speicher der Gastwirtschaft Happerger eine Schießstätte mit sechs Ständen errichtet. Zum 80-jährigen Jubiläum fand im Mai 1970 ein Preisschießen statt, wobei von zehn Nachbarvereinen 103 Schützen ihr Glück versuchten. Zehn Jahre später, im Oktober 1980, war der Andrang schon größer. Anlässlich des 90- jährigen Gründungsfestes wurde ein Preisschießen mit allen Schützenvereinen der Verwaltungsgemeinschaft Reichling abgehalten, wobei 226 Schützen an die Stände traten. Ab 1983 übernahm Benedikt Meiendres das Amt des 1.Schützenmeisters. Auf seine Anregung hin wurde in der Jahreshauptversammlung vom 19. Oktober 1984 eine Vereinssatzung beschlossen. Die Eintragung in das Vereinsregister erfolgte am 14. Juni 1985 unter der Nr. 298. Im Jahr 1989 erhielt der Verein vom Finanzamt Kaufbeuren die Gemein- nützigkeit zugesprochen. Das 95-jährige Vereinsjubiläum wurde im Mai 1985 in festlichem Rahmen begangen. Nachdem sich ab 1986 erstmals eine Mannschaft an den Rundenwettkämpfen des Gaues Landsberg beteiligte und die sportlichen Aktivitäten, insbesondere der Jugend zunahmen, wurde eine Umgestaltung der Schießstätte im Gasthaus Happerger notwendig. Ab dem Jahr 1988 begannen die Vorbereitungen für die 100-Jahr-Feier, verbunden mit dem Gauschießen des Schützengaues Landsberg. Zum Hundertjährigen traten im Mai 1990 1363 Schützen aus 55 Vereinen an die Schießstände, um einen der vielen wertvollen Sach- und Geldpreise zu gewinnen. Nach dem ausgezeichnet verlaufenen Gauschießen fanden vom 23. bis 27. Mai 1990 die Festveranstaltungen statt. Den Höhepunkt bildete dabei der große Festumzug. Es nahmen über hundert Vereinsabordnungen, Festwägen und Musikkapellen teil, darunter auch die Musikgesellschaft Mühlethurnen aus der Schweiz. Begründet wurde darüber hinaus eine Freundschaft mit der Schützenkompanie St. Jakob/Osttirol. Das gesamte Fest war getragen von tatkräftiger Mithilfe und großzügiger Unterstützung durch Festausschuß, Vereinsmitgliedern und der Bevölkerung. Im Jahre 1998 wurde eine Böllerschützengruppe um Schussmeister Ulrich Weinberger ins Leben gerufen. Sie startete mit zehn Mitgliedern und sorgt mit ihrem Auftritt bei öffentlichen Veranstaltungen sowie Schießereignissen für den entsprechenden Rahmen. Ebenfalls im Jahre 1998 stand für die Verantwortlichen des Vereins die größte Herausforderung an. Nachdem bedauerlicherweise abzusehen war, dass das Gasthaus Happerger nicht mehr bewirtschaftet wird, konnte in der alten Schule schnell eine neue Bleibe gefunden werden. Etwa 3.000 unentgeltliche Arbeitsstunden und 20.000 Euro wurden vom Verein investiert. Der Zuschuss der Gemeinde Reichling belief sich auf 15.000 Euro.

Das Gebäude, das damit eine sinnvolle Nutzung erfuhr, beherbergt nun im Speicher sieben Schießstände und im Erdgeschoss ein gemütliches Schützenheim. Diese Einrichtungen sind aufgrund einer Nutzungsvereinbarung mit der Gemeinde Reichling für die Schützengesellschaft auf Jahrzehnte hinaus gesichert. Mit dem Jahr 1999 wuchs der Zuspruch in der Disziplin Luftpistole. In 2003 startete die erste Rundenwettkampf-Mannschaft mit der kurzen Waffe. Im Frühjahr 2008 gelang die Meisterschaft in der Gauoberliga und der Aufstieg in die Bezirksliga wurde wahr. Diese Klasse konnte fünf Jahre gehalten werden. Im Jahr 2011 begannen die Planungen für das 125-jährige Jubiläum im Jahr 2015. Nachdem im April 2012 auch der Berghof seine Gastwirtschaft schloss, wurde im Mai 2012 der sonntägliche Frühschoppen im Schützenheim ins Leben gerufen. Die Dorfleute finden seither jeden Sonntag und Feiertag Gelegenheit, sich in gemütlicher Runde auszutauschen. Bei der Jahreshauptversammlung am 4. Januar 2013 trat Benedikt Meiendres nach verdienstvoller 30-jähriger Tätigkeit als 1. Schützenmeister ab. Als sein Nachfolger wurde Benedikt Happach ins Amt gewählt. Ein Jahr später, im Januar 2014: Benedikt Meiendres wird zum Ehrenschützenmeister der Schützengesellschaft ernannt.

Die Schützengesellschaft Hubertus Ludenhausen e.V. verzeichnet etwas über 200 Mitglieder, davon 18 Böllerschützen. Seit September 2013 steht eine Internetseite als zusätzliches Informationsmedium zur Verfügung. Der Verein wird weiterhin bemüht sein, das gesellschaftliche Leben im Ort mitzugestalten und Werte wie Treue und Kameradschaft im Schützengeist zu vermitteln. Gerade gegenüber den zahlreichen jugendlichen Schützinnen und Schützen besteht hierzu eine Verpflichtung.